Eine Freikirche ist eine vom Staat unabhängige christliche Kirche. Sie ist gewöhnlich als Freiwilligkeitskirche organisiert und erwartet in der Regel eine persönliche Entscheidung für die Mitgliedschaft im religionsmündigen Alter.

Definition

Man unterscheidet drei freikirchliche Grundtypen:

die “ prinzipiellen “ Freikirchen. Darunter versteht man solche Freikirchen für die sowohl die Trennung von Kirche und Staat als auch die freiwillige Mitgliedschaft zu den Grundsätzen ihrer Ekklesiologie gehören. Zu diesem Typ gehören zum Beispiel die Baptisten und die Mennoniten .

Kirchen die sich aufgrund eines “ Bekenntnisnotstandes “ von einer bestehenden Staatskirchegetrennt und sich – der Not gehorchend – als Freikirche organisiert haben. Zu dieser Gruppe gehört zum Beispiel die Selbständig evangelisch-lutherische Kirche die sich von der Evangelischen Kirche Preußens trennte als dieser staatlicherseits ein uniertes Bekenntnis verordnet wurde.

Freikirchen die sich aus innerkirchlichen Erneuerungsbewegungen ( Pietismus Gemeinschaftsbewegung Methodismus ) gebildet haben. Hierher gehören unter anderen die Herrnhuter Brüdergemeine die Evangelische Gesellschaft die Stadtmission und die Heilsarmee .

Geschichtliches

Freikirchen sind zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Gründen entstanden.

Die Waldenser entstanden im 12. Jahrhundert aus einer Laienbewegung in Frankreich und Nord Italien .

Die historischen Wurzeln der Mennoniten liegen im teilweise radikalen Täufertum des 16. Jahrhunderts welches durch sein Ausbrechen aus den etablierten Kirchen heftige Reaktionen und Verfolgungen auslöste. So weisen die Baptisten nicht nur die Kindertaufe sondern auch die enge Verbindung von Kirche und Staat als eine unbiblisch zurück. Julius Köbners „Manifest des freien Urchristentums“ von 1848 gilt als eine der deutlichsten Belege in diesem Zusammenhang.

Im England und Schottland kam es im 17. Jahrhundert zu betont calvinistisch -reformierten Abspaltungen von der anglikanischen Kirche ( Puritaner ) aus denen sich Presbyterianer Kongregationalisten und Baptisten entwickelten. 1843 spaltete sich die Free Church of Scotland von der ebenfalls calvinistisch-reformierten Church of Scotland ab. Ebenfalls in England bildeten sich unter George Fox die Quäker .

Im deutschen Sprachraum sind missionarische Gemeindegründungen aus dem Pietismus hervorgegangen so die Herrnhuter Brüdergemeine unter Nikolaus Graf von Zinzendorf .

Im 18. Jahrhundert wurde in England von John Wesley der Methodismus in England als weitreichende Reformbewegung innerhalb der anglikanischen Kirche gegründet die zuerst in den USA und im 19. Jahrhundert auch in England eine selbständige Kirche wurde.

schwarze kirche

Quasi als eine Spätfolge der revolutionären angelsächsischen Freikirchen-Bewegung zu Anfang des 19. Jahrhunderts und der damit einhergehenden Zersplitterung in mehrere baptistische Gruppen entstehen zuerst in Großbritannien und später auch in Deutschland die ersten sogenannten Brüdergemeinden .

In dem Bestreben soziales Handeln und missionarische Dienste als Ausdruck christlicher Überzeugung zusammen zu bringen wird schließlich die Heilsarmee gegründet.

Im 19. Jahrhundert entstanden die Altlutheraner und Altreformierten als konservative Abspaltungen der Staatskirchen. Sie verstehen sich jedoch nicht als Freikirchen im eigentlichen Sinne und arbeiten deshalb auch nicht in der freikirchlichen Vereinigung mit.

Freikirchen heute

Viele von Einwanderern gegründete Länder wie die USA oder Kanada kennen keine Staatskirchen dort haben alle Kirchen (einschließlich Katholiken) den Status einer Freikirche ebenso viele afrikanische Länder. Auch in den traditionellen katholischen lateinamerikanischen Ländern sind die Freikirchen heute stark im Wachstum begriffen.

Viele Freikirchen die im deutschen Sprachraum zahlenmäßig nicht von Bedeutung sind ( Methodisten Baptisten Pfingstgemeinden) arbeiten Seite an Seite zusammen und haben weltweit mehr Mitglieder als zum Beispiel die Lutheraner.

Die Freikirchen arbeiten zusammen auf der Ebene der Vereinigung evangelischer Freikirchen ( VEF ). Sie gehören zu den Mitgründern der Evangelischen Allianz einem Zusammenschluss evangelikaler Christen aus Landes- und Freikirchen (siehe: Deutsche Evangelische Allianz ).

Die wichtigsten Freikirchen im deutschen Sprachraum

(in alphabetischer Reihenfolge)

  • Altkatholische Kirche
  • Altlutheraner
  • Altreformierte
  • Brüdergemeine
  • Brüdergemeinde
  • Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden Baptisten EFG
  • Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland FeG
  • Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden BFP
  • Christliche Gemeinde
  • Christliche Versammlung
  • Christliche Versammlung ohne Bennenung
  • Evangelisch-methodistische Kirche EMK
  • Freier Brüderkreis
  • Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes
  • Gemeinden Christi
  • Gemeinde Gottes
  • Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten STA
  • Heilsarmee
  • Herrnhuter Brüdergemeine
  • ICF Movement
  • Kirche des Nazareners
  • Mennoniten
  • Mühlheimer Verband Freikirchlicher Evangelischer Gemeinden
  • Reformierte Episkopale Kirche
  • Religiöse Gesellschaft der Freunde

Viele Freikirchen haben sich der Vereinigung Evangelischer Freikirchen als Voll- bzw. Gastmitglieder angeschlossen. Daneben gibt es zahlreiche freie unabhängige Gemeinden die keinem Bund angehören.

Ablehnung der Kirchensteuer

Ein Kritikpunkt an den Amtskirchen ( evangelischer und katholischer ) ist deren Finanzierung über die vom Staat eingezogene Kirchensteuer . Freikirchliche Gemeinden fordern eine strikte Trennung von Kirche und Staat und lehnen den Einzug von Kirchensteuern durch staatliche Organe ab. Sie finanzieren sich aus Beiträgen und Spenden und erwarten in der Regel von ihren Mitgliedern den sogenannten „Biblischen Zehnten “ (10 % ihres persönlichen Einkommens). Sofern die Gemeinden nicht durch ehrenamtliche Laienpastoren betreut werden werden die Pastoren von der Gemeinde oder der Kirche finanziert.

Literatur

Wolfgang E. Heinrichs Freikirchen – eine moderne Kirchenform. Entstehung und Entwicklung von fünf Freikirchen im Wuppertal Brunnen Verlag: Gießen 1989 (2. Aufl. 1990).

Weblinks

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